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· 6 Minuten Lesezeit

COPD-Athlet Russell Winwood

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Inhaltsverzeichnis

Die Krankheit COPD muss nicht Ihr Leben bestimmen, und Russell Winwood ist der lebende Beweis dafür. Der auch als «COPD-Athlet» bekannte Russell zeigt, dass Menschen trotz dieser Krankheit den Gesundheitszustand ihrer Lunge beeinflussen können. Sie führen weiterhin ein aktives Leben und erreichen ihre Ziele.

Russell, der 2011 die Diagnose COPD erhielt, erzählt hier seine Geschichte, um das Bewusstsein für COPD zu schärfen und anderen zu helfen.

Russells Geschichte

Russell litt jahrelang unter unkontrolliertem Asthma, zudem rauchte er 20 Jahre lang mehr oder weniger regelmässig. Im Alter von 44 Jahren wurde bei ihm schliesslich COPD diagnostiziert. Während er für den Ironman in Australien trainierte, spürte er eine zunehmende Kurzatmigkeit. Im Laufe seines Trainings zog er sich immer wieder Lungeninfektionen zu, erholte sich, setzte dann sein Training fort, nur um schliesslich wieder zu erkranken.

Nachdem er ein Jahr unter dieser Kurzatmigkeit und den wiederkehrenden Lungeninfektionen gelitten hatte, liess er einen Spirometrie-Test durchführen. Dieser ergab einen FEV1-Wert von 22 % – normal sind 80-100 %. Auch nach einer vierwöchigen Behandlung mit Steroiden zeigte ein Lungenfunktionstest in einer Lungenklinik keine Besserung. Daraufhin diagnostizierte sein Arzt COPD bei Russell.

COPD muss nicht dein Leben bestimmen

Nach etwa 3 bis 4 Monaten beschloss Russell, dass die COPD ihn nicht länger ausbremsen würde.

Ich wollte meine Kinder aufwachsen sehen, dabei sein, wenn sie heiraten und meine Enkelkinder erleben.

Russell setzte sich zum Ziel, wieder Sport zu treiben. Durch sein intensives Training wurde er jedoch immer wieder krank. Selbst das Gehen fiel ihm schwer. Er war jedoch entschlossen, einen Weg zu finden, und fing langsam an. Zunächst ging er nur kurz um den Block und dehnte seine Spaziergänge dann aus, wie es sein Körper zuliess. Er ging jeden Tag spazieren, Bewegung wurde Teil seines Lebens.

Dank neuer Lebensgewohnheiten besser leben

Russell liess sich von seiner COPD nicht aufhalten. Seiner Meinung nach muss man bei dieser Krankheit lernen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und proaktiv agieren. Ärzte können nur begrenzt helfen, der Rest liegt bei jedem selbst.

Sport und eine veränderte Lebensweise können die Lebensqualität erheblich verbessern.

Als seine Diagnose gestellt wurde, gab es in Australien noch nicht viele pulmonale Rehabilitationsprogramme, sodass Russell sein Training selbst zusammenstellte. Im Laufe der Jahre nahm er jedoch an vielen pulmonalen Rehabilitationsprogrammen weltweit teil.

Russells Marathonläufe

Nach seiner COPD-Diagnose war Russell fest entschlossen, sein Marathontraining fortzuführen. Knapp 6 Monate nach seiner Diagnosestellung war er wieder dabei und absolvierte drei Ironman-Triathlons mit seiner Frau.

Nachdem sie 2014 den dritten Ironman geschafft hatten, suchten Russell und seine Frau nach einer neuen Herausforderung. Da schlug die Frau seines Trainers vor, gemeinsam den New York Marathon zu laufen. Das Marathontraining ist weniger anspruchsvoll als das Triathlontraining, da es im Vergleich zu allen drei Disziplinen nur aus Laufen besteht.

Nach dem New York Marathon beschloss er, die Abbott World Marathon Challenge zu meistern, die aus sechs grossen Marathons weltweit besteht.

Dann lief er den Chicago-Marathon, wobei seine Lungenkapazität zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 30 % betrug.

Aber auch wenn er diese Läufe absolvieren konnte, verbesserte sich dabei seine Laufzeit nicht, so dass er nach anderen Änderungsmöglichkeiten suchte, die ihm helfen könnten. Und da entdeckte er die ketogene Diät.

Die ketogene Diät für COPD

Die ketogene Diät erfreut sich heute zunehmender Beliebtheit, aber eigentlich setzen Ärzte sie schon seit über 100 Jahren zur Behandlung von Epilepsien ein, und sie kann auch zur Verbesserung der Lungenfunktion beitragen.

Die ketogene Diät ist fettreich und dabei sehr arm an Kohlenhydraten. Diese Ernährungsweise versetzt den Stoffwechsel in eine Ketose, wobei Fett abgebaut wird und Ketone als primäre Brennstoffquelle entstehen. Mit der Diät werden nicht nur Epilepsien behandelt, sondern es wird auch daran geforscht, ob damit einige Krebsarten behandelt werden können.

Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Menschen mit COPD, die sich ketogen ernähren, weniger Kohlendioxid produzieren, ein Abfallprodukt beim Ausatmen. Da Kohlenhydrate mehr Kohlendioxid produzieren als Fett und Eiweiss, kann die verminderte Zufuhr von Kohlenhydraten Menschen mit COPD helfen, besser zu atmen.

Russell praktiziert seit 5-6 Jahren eine ketogene Lebensweise und stellte schnell Verbesserungen fest. Nach zwei Monaten fiel ihm auf, dass er sein Notfall-Inhalationsgerät seltener brauchte. Nach sechs Monaten verbesserte er seine Marathonzeit und lief beim London-Marathon seine persönliche Bestzeit.

Russell und drei Forscher haben seine Werte während der Diät erfasst und eine Fallstudie veröffentlicht, die zeigt, dass die ketogene Diät die COPD verbessern kann. Wie die Fallstudie zeigt, gingen seine Entzündungsmarker infolge der ketogenen Diät auf einen normalen Bereich zurück, und sein forciertes exspiratorisches Volumen (Lungentest, bei dem die ausgeatmete Luft gemessen wird) stieg im Vergleich zur Zeit vor Diätbeginn um 37,5 %.

Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die Vorteile einer ketogenen Ernährung bei COPD zu untersuchen.

COPD diagnostizieren

Die frühzeitige Diagnose von COPD ermöglicht eine frühzeitige Behandlung und bessere Erfolgsaussichten. Dennoch werden bis zu 70 % der COPD-Fälle weltweit unterdiagnostiziert.

Auf die Frage, warum seiner Meinung nach bei vielen eine COPD nicht diagnostiziert wird, antwortet Russell, dass selbst Ärzte eine Atemnot oft als Begleiterscheinung des Älterwerdens interpretieren: Die Menschen werden älter und sind nicht mehr so aktiv und konditionsstark wie früher.

Im Gegensatz dazu weist Russell darauf hin, wie einfach ein Spirometrie-Test durchzuführen ist, und er schlägt vor, dass jeder sich testen lassen sollte, der Kurzatmigkeit bei sich beobachtet. Die Spirometrie ist ein gängiger Lungenfunktionstest, bei dem gemessen wird, welche Luftmenge Sie einatmen und wieviel bzw. wie schnell Sie ausatmen. Ärzte verwenden den Test, um COPD, Asthma und andere Lungenerkrankungen zu diagnostizieren.

Mehr Bewusstsein für COPD

Ein Bewusstsein für die Krankheit ist das A und O. Ein wichtiger Schritt hin zu einer frühzeitigen Diagnose besteht denn auch darin, sich seiner Lungengesundheit im Allgemeinen bewusst zu sein.

Russell beispielsweise nimmt an vielen Aktionen teil, um mehr Bewusstsein für die Lungenkrankheit zu schaffen. Als Teil seiner Aufklärungsarbeit beteiligt er sich jedes Jahr im November an der COPD-Sensibilisierungskampagne «World COPD». In Interviews mit lokalen Medien und verschiedenen Organisationen in Grossbritannien und in den USA spricht über die Erfahrung, eine COPD-Diagnose zu erhalten, sowie darüber, wie Menschen mit COPD ihre Lebensqualität verbessern können und wie man mit Freunden und Verwandten über die Krankheit spricht.

Sich niemals von der Krankheit definieren lassen

Russell hätte nie gedacht, dass er mal Marathons mit einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken laufen würde, aber genau das tut er jetzt.

Dieser COPD-Athlet teilt seine Erfahrung in der Hoffnung, dass andere davon profitieren. Die Gewissheit, dass er einigen Menschen helfen konnte oder etwas in ihnen bewirkt hat, ist für ihn das Wichtigste.

Russells Motto: «Lass dich niemals von deiner Krankheit definieren.»

Nachstehend finden Sie das vollständige Interview.

Clinical statements come from these sources:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19049574/
https://www.cancer.gov/publications/dictionaries/cancer-terms/def/ketogenic-diet
https://www.lung.org/lung-health-diseases/lung-disease-lookup/copd/living-with-copd/nutrition
https://www.ruralhealthinfo.org/toolkits/copd/2/prevention-and-risk-reduction/early-diagnosis
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmed.2021.699427/full
https://www.emphysemafoundation.org/index.php/about-uss/privacy/83-copd-emphysema-articles/472-a-low-carb-diet-can-help-copd-sufferers


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