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25. Juli 2023· 4 Minuten Lesezeit

Interpretation der Spirometriemesswerte: Ein praktischer Leitfaden

Die korrekte Interpretation der Spirometrieergebnisse ist wichtig, um die Lungengesundheit eines Patienten zu beurteilen. 

Die Spirometrie ist eine gängige Methode zur Evaluierung der Lungenfunktion. Sie trägt zur Differenzialdiagnose von obstruktiven und restriktiven Lungenerkrankungen bei, hilft bei der Verlaufskontrolle der Erkrankung und ermöglicht eine Einschätzung, ob der aktuelle Behandlungsplan seine Wirkung zeigt.

Einführung in die Interpretation der SpirometrieergebnisseIntroduction to interpreting spirometry results

Die Interpretation der Spirometrieergebnisse hängt von der Anstrengung des Patienten ab. Es ist daher wichtig, den Patienten vor dem Test grafische Anweisungen und während des Spirometrietests verbale Hinweise zu geben, um eine maximale Anstrengung zu erzielen.* Die verbale Ermutigung sollte nicht unterschätzt werden; sie kann viel bewirken, insbesondere gegen Ende des Manövers.

Zu den häufigen Problemen im Zusammenhang mit einer unzureichenden Anstrengung des Patienten gehören:

  • Submaximale Inhalation
  • Leichtes Zögern beim Ausatmen zu Beginn der ersten Ausatmung
  • Husten in der ersten Sekunde
  • Keine vollständige Ausatmung
  • Aufgrund der Blockierung des Mundstücks durch Zunge, Zähne oder Zusammenbeissen ist die Ausatemgeschwindigkeit reduziert.*

Um einen korrekten Spirometriewert zu erhalten, empfehlen die Richtlinien der American Thoracic Society (ATS) und der European Respiratory Society (ERS),* dass der Test mindestens drei akzeptable Manöver umfassen sollte. Ein korrektes Spirometrie-Manöver umfasst:

  • Das rückextrapolierte Volumen (BEV) muss <5 % des FVC oder 0,100 L betragen, je nachdem, was grösser ist
  • Das Manöver wird mit maximaler Einatmung und Ausatmung durchgeführt
  • Kein Husten, Einatmen während der Messung, keine Anzeichen von Leckagen

Einer der folgenden 3 empfohlenen Indikatoren ist erforderlich, um das Ende der forcierten Exspiration (EOFE) zu erreichen:

Es gibt weniger als eine 0,025-L-Volumenänderung für mindestens 1 Sekunde (ein «Plateau»). Dies ist der zuverlässigste Indikator für eine vollständige Exspiration

  • Der Patient hat eine forcierte Exspirationszeit (FET) von 15 Sekunden erreicht
  • Der Patient kann nicht lange genug ausatmen, um ein Plateau zu erreichen (z. B. Kinder mit hohem elastischem Rückstoss oder Patienten mit restriktiven Lungenerkrankungen). In diesem Fall ist es wichtig, dass der Patient den gleichen FVC-Wert erzielt

Es ist nicht erforderlich, dass er eine minimale forcierte Exspirationszeit erreicht.

Eine akkurate Messung sollte zudem konsistente (reproduzierbare) Ergebnisse sowohl für FVC als auch für FEV1 liefern. Damit ein Test als reproduzierbar gilt, sollte die Differenz zwischen dem grössten und dem zweitgrössten Wert für FVC und FEV1 innerhalb von 0,15 Litern (150 ml) liegen. Bis zu maximal acht zusätzliche Atemmanöver können unternommen werden, um die Kriterien für die Validierung zu erfüllen. 

Die folgende Tabelle zeigt das ATS/ERS-Bewertungssystem von 2019 unter Berücksichtigung der Akzeptanz und Reproduzierbarkeit.*

Gängige Spirometrie-Tests und Parameter

Die normalen Parameter für einen Spirometrie-Test variieren von Person zu Person und hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Alter
  • Grösse
  • Ethnie
  • Geschlecht

Ein Ergebnis gilt als «normal», wenn es basierend auf den obigen Kriterien mindestens 80 % des vorhergesagten Wertes beträgt.

Forcierte Vitalkapazität (FVC) ist der maximale Atemstrom bei der möglichst kräftigen und schnellen Ausatmung eines Patienten. Der FVC-Wert ist niedrig, wenn ein Patient nicht tief einatmen oder nicht vollständig ausatmen kann. Ein anormaler FVC-Wert könnte auf eine restriktive oder eine obstruktive Erkrankung zurückzuführen sein. Daher müssen für die Unterscheidung, welche Art von Lungenerkrankung vorliegt, zusätzlich andere Spirometrie-Messwerte herangezogen werden.

Das forcierte exspiratorische Volumen (FEV1) ist das Luftvolumen, das ein Patient bei forcierter Exspiration innerhalb einer Sekunde ausatmen kann. Mithilfe dieses Wertes lässt sich der Schweregrad einer Erkrankung beurteilen. Ein FEV1-Wert, der unter dem Normalwert liegt, weist auf eine mögliche Atemwegsobstruktion hin.

Ein vorhergesagter FEV1-Wert von:

  • 80 % oder mehr ist normal
  • 70 %-79 % ist leicht anormal
  • 60 %-69 % ist mässig anormal
  • 50-59 % ist mässig bis stark anormal
  • 35-49 % ist stark anormal
  • Weniger als 35 % ist ausgesprochen stark anormal*

Das FEV1/FVC-Verhältnis (FEV1%) hilft bei der Unterscheidung, ob eine restriktive oder eine obstruktive Lungenerkrankung vorliegt. Das FEV1/FVC-Verhältnis gibt den Prozentsatz der in einer Sekunde ausgeatmeten Lungenkapazität an.

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Interpretation von Obstruktion versus Restriktion 

Die FEV1- oder FVC-Messwerte alleine reichen nicht aus, um festzustellen, ob ein Patient eine obstruktive oder restriktive Lungenerkrankung hat. Um festzustellen, welches Problem vorliegt, ist das FEV1/FVC-Verhältnis erforderlich. Ein Patient mit einer obstruktiven Erkrankung wird nicht in der Lage sein, einen normalen FEV1-Wert im Vergleich zum FVC-Wert zu erreichen. Im Gegensatz dazu kann ein Patient mit einer restriktiven Erkrankung keinen adäquaten FVC-Wert erreichen, aber der FEV1-Wert wird normal bis leicht erhöht sein.

Obstruktion

Wenn das FEV1/FVC-Verhältnis unter der unteren Grenze des Normalwerts für den Patienten liegt, könnte eine obstruktive Erkrankung vorliegen. Patienten mit obstruktiven Störungen können aufgrund eines verminderten Atemwegsdurchmessers nicht die erforderlichen Luftvolumina ausatmen. Die Verminderung des Durchmessers, die zu dieser Obstruktion führt, wird häufig durch Entzündungen, Verschleimung oder Kontraktion der glatten Muskulatur verursacht.

Zu den obstruktiven Parametern gehören:

  • Reduzierter FEV1
  • VC normal (oder reduziert)
  • FVC normal (oder reduziert)
  • Reduziertes FEV1/FVC-Verhältnis
  • Konkaver Fluss–Volumen–Loop

Zu den häufigen obstruktiven Lungenerkrankungen zählen Asthma, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) und Mukoviszidose.

Restriktion

Ein reduzierter FVC-Wert mit einem normalen bis erhöhten FEV1/FVC-Verhältnis kann auf einen restriktiven Defekt hinweisen. Patienten mit einer restriktiven Lungenerkrankung können ihre Lungen nicht vollständig mit Luft füllen.

Zu den restriktiven Parametern gehören:

  • Reduzierter FVC-Wert
  • Normales bis erhöhtes FEV1/FEV-Verhältnis
  • Normal erscheinende Form bei der Spirometrie
  • Möglicherweise hoher PEF-Wert

Zu den Lungenerkrankungen, die mit restriktiven Störungen einhergehen, gehören die idiopathische Lungenfibrose, neuromuskuläre Störungen, Lungenödeme und Sarkoidose.

Fazit

Die Spirometrie ist ein wesentliches Messverfahren zur Beurteilung, Diagnose und Behandlung von Lungenerkrankungen. Dabei sind akkurate Messwerte für eine präzise Diagnose unerlässlich, um Lungenkrankheiten besser behandeln zu können und die Behandlungsergebnisse zu verbessern.

 

 

 

 

 

Haftungsausschluss:

ndd Medical Technologies ist ein Hersteller von Medizinprodukten und bietet keine medizinische Beratung an.

Dieser Inhalt ist nur zu Informationszwecken gedacht. Wenden Sie sich bei Fragen zu Ihren Spirometergebnissen immer an einen Arzt oder qualifizierten Gesundheitsdienstleister. 

Allison DeMajistre, BSN, RN, CCRN
Allison DeMajistre, BSN, RN, CCRN

Allison DeMajistre ist freiberufliche Medizinjournalistin mit zehnjähriger Erfahrung als Krankenschwester für Intensivpflege. Sie schreibt über diverse Gesundheitsthemen, wie Kardiologie und Pulmonologie. Allison DeMajistre ist bestrebt, komplexe medizinische Informationen für Patientinnen und Patienten vereinfacht und verständlich zu präsentieren sowie aufschluss- und lehrreiche Artikel für medizinische Fachkräfte zu schreiben.

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