Asthma und COPD: Diese wesentlichen Unterschiede sollten Sie kennen

Asthma und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) sind chronische Lungenerkrankungen, die mit Atembeschwerden einhergehen. Zwar kann die ähnliche Symptomatik die Differentialdiagnostik erschweren, jedoch bestehen auch wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen. Ein umfassendes Verständnis der Diagnostik und Behandlung ist für einen adäquaten Umgang mit der Erkrankung unbedingt erforderlich. In diesem Beitrag werden die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Asthma und COPD erläutert. Dazu zählen Ursachen, Risikofaktoren, Symptome, Diagnose, Behandlung und Prognose.
Was versteht man unter Asthma bzw. COPD? #
Allein in den Vereinigten Staaten von Amerika sind mehr als 25 Millionen Menschen an Asthma erkrankt.1 Wenn wir in die Atemwege einer betroffenen Person hineinsehen könnten, sähen wir dort muskuläre Verengungen und/oder Entzündungen.1 In beiden Fällen bestehen durch die Verengung der Atemwege Atembeschwerden.1
Da COPD weltweit die dritthäufigste Todesursache2 ist, wird sie als globale Bedrohung eingestuft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert COPD als häufige Lungenerkrankung, die die Luftzufuhr einschränkt und Atemprobleme verursacht und in einigen Fällen auch als Lungenemphysem oder chronische Bronchitis bezeichnet wird.3 Zudem können die Lungen durch Schleim verstopft oder geschädigt werden.
Ursachen und Risikofaktoren von COPD und Asthma #
Asthma ist in der Regel genetisch bedingt und eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene.1 Es betrifft Patienten aller Altersgruppen, manifestiert sich jedoch oft bereits in der Kindheit. Zu den Risikofaktoren zählen familiäre Vorbelastung, Tabakexposition im Mutterleib, Umwelteinflüsse, allergene Arbeitsstoffe, Dämpfe, Staub und Luftverschmutzung.1
Die Globale Initiative für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (GOLD; Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) prägte in Bezug auf die Entstehung von COPD die Bezeichnung GETomics. Demnach entsteht COPD aus einer Wechselwirkung zwischen den Genen (G) und Umwelteinflüssen (E, environment) im Lebensverlauf (T, lifetime) einer erkrankten Person, welche die Lunge schädigen und/oder deren normale Entwicklung/Alterung beeinträchtigen kann.2 Zu den Ursachen und Risikofaktoren von COPD zählen Tabakkonsum, Luftverschmutzung, Fehlbildungen der Lunge, vorzeitige Lungenalterung sowie in seltenen Fällen eine genetische Disposition, z. B. bei einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel.2
Symptome von COPD bzw. Asthma: Ähnlichkeiten und Unterschiede #
Asthma und COPD haben teilweise dieselben Symptome, z. B. Husten, pfeifender Atem und Atembeschwerden.34 Die beiden Erkrankungen unterscheiden sich jedoch in anderen Symptomen, dem Alter, in dem die Symptome auftreten, und ihrer Dauer.
Weitere Symptome von Asthma sind ein Engegefühl in der Brust und Kurzatmigkeit.4 Auslöser wie Staub, Rauch, Pollen oder Tierhaare begünstigen das Auftreten und eine Verschlimmerung der Symptome, was zu einem Asthmaanfall führt.4 Asthmaanfälle treten häufig während körperlicher Betätigung oder nachts und insbesondere bei Kindern auf, sind aber in der Regel temporärer Natur.4
Weitere Symptome von COPD sind Müdigkeit und chronischer Husten, in manchen Fällen mit Schleimauswurf.3 Im Gegensatz zu Asthma treten die Symptome von COPD erstmals in der Lebensmitte auf. Sich verschlimmernde Symptome, sogenannte Schübe, können mehrere Tage andauern.3 Ein Leben mit COPD wird mit der Zeit immer schwieriger.3 Zudem geht COPD u. a. mit einem Risiko für die Glasknochenkrankheit, Depressionen, Angstzustände, Herzprobleme und Lungeninfektionen einher.3
Diagnose von Asthma und COPD #
Asthma wird mittels Spirometrie diagnostiziert – je früher, desto besser. Eine britische Kohortenstudie zeigt, dass häufige Asthmaanfälle insbesondere bei jüngeren Patienten eine schnellere Verschlechterung der Lungenfunktion begünstigen.5 Eine Kombination aus frühzeitiger Erkennung und angemessener Behandlung könnte jüngeren Patienten helfen; allerdings reichen die Erkenntnisse noch nicht aus und die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich.5
Auch die Diagnose von COPD erfolgt mittels Spirometrie. Gemäss GOLD gilt eine mittels Spirometrie nachgewiesene, nicht vollständig reversible Verengung der Atemwege (d. h. FEV1/FVC < 0,7 nach Bronchodilatation) als Diagnosekriterium für COPD.2
Die frühzeitige Diagnose von COPD ist entscheidend für die Reduzierung von stationären Aufnahmen, Wiedereinweisungen und Mortalität sowie für die Behandlung von Begleiterkrankungen, die häufig bei COPD-Patienten auftreten.6
Da Patienten auch an einem Asthma-COPD-Overlap-Syndrom (ACO) erkranken können, also Symptome beider Erkrankungen aufweisen und somit mit häufigeren Schüben und einer eingeschränkten Lebensqualität rechnen müssen, sind geeignete diagnostische Tests von entscheidender Bedeutung.7 Mit einem Bronchodilatationstest, bei dem zwischen zwei Spirometrietests ein bronchienerweiterndes Medikament verabreicht wird, kann COPD genau diagnostiziert und von einem ACO unterschieden werden.7Eine Studie mit Daten des statistischen US-Forschungsprogramms National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) aus 5 Jahren bestätigte die Bronchodilatation als wesentliches Diagnosekriterium für COPD und dass eine Spirometrie ohne Bronchodilatation Fehl- oder Überdiagnosen begünstigen kann.7
Behandlung und Prognose von Asthma und COPD #
Asthma und COPD sind nicht heilbar, aber behandelbar.
Asthma-Patienten sollten wo möglich die bekannten Auslöser meiden und bei Anfällen ein Inhaliergerät nutzen.4 Zur Inhalation werden entweder Bronchodilatatoren oder Steroide verwendet.4 Bronchodilatatoren lindern die Symptome und erweitern die Atemwege; Steroide wirken einer Entzündung der Atemwege entgegen.4 Halbjährlich bis jährlich erfolgt eine Spirometrie, um das Fortschreiten der Erkrankung zu dokumentieren und die Behandlung im Verlauf möglichst effizient anzupassen.1
Bei COPD unterscheidet man zwischen langwirksamen Bronchodilatatoren zur täglichen Einnahme und kurzwirksamen Bronchodilatatoren als Bedarfsmedikation bei Schüben zum Öffnen der Atemwege.8 Bei Schüben können auch Antibiotika und Steroide gegeben werden; Sauerstoffgabe und Operationen können bei schweren Krankheitsbildern erwogen werden.8 In der Lungenrehabilitation lernen Patienten, wie sie ihre Atmung erleichtern können.8 Zudem sollten sie ihre Gewohnheiten ändern, z. B. mit dem Rauchen aufhören, (Auffrischungs-)Impfungen erhalten, Gegenden mit Luftverschmutzung meiden und körperlich aktiv bleiben.8
Da Begleiterkrankungen wie Asthma bronchiale, Herzerkrankungen, Osteoporose, Angstzustände oder Depressionen häufig auftreten und die Prognose einer COPD durch eine eingeschränkte Lebensqualität und ein höheres Risiko stationärer Aufenthalte sowie ein höheres Mortalitätsrisiko beeinträchtigen, ist die Einhaltung der geltenden klinischen Leitlinien bei den jeweiligen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung.8
Fazit #
Um eine zuverlässige Diagnose von Asthma, COPD oder ACO zu stellen, müssen entsprechende Lungenfunktionstests durchgeführt werden. Wenn die oben genannten Symptome oder Risikofaktoren auf Sie zutreffen, wenden Sie sich an einen Arzt. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Lebensqualität und die Behandlungsmöglichkeiten.
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Geschrieben von
Kelly Sicard
MA
Kelly M. Sicard is a freelance writer with an M.A. in English & Creative Writing who spent over a decade working for a non-profit lung health organization. She lives in New Hampshire with her husband, daughter, and black labrador and enjoys reading, writing, listening to stories, appreciating nature, and spending time with family.