Die Rolle der Spirometrie bei Asthma – Leitlinien für Gesundheitsdienstleister

Jedes Jahr im Mai ruft die Asthma and Allergy Foundation of America den Nationalen Awareness-Monat für Asthma- und Allergie in den USA aus, um auf die Auswirkungen von Asthma und Allergien – vor allem im Frühjahr – aufmerksam zu machen. Wir möchten dem Aufruf, mehr Bewusstsein für Asthma zu schaffen, folgen – indem wir darüber berichten, wie wichtig gängige Lungenfunktionstests, also spirometrische Tests, bei der Diagnose und der Behandlung dieser Erkrankung sind.
Asthma ist eine äusserst häufige Lungenerkrankung, von der allein in den USA 28 Millionen Menschen betroffen sind – darunter 5 Millionen Jugendliche. Die Erkrankung ist durch eine Entzündung der Atemwege gekennzeichnet und kann zu chronischem pfeifendem Atem, Kurzatmigkeit und Husten führen.
Das Krankheitsbild kann sich dabei nicht nur von Person zu Person unterscheiden, sondern mitunter auch bei demselben Menschen von Tag zu Tag. Eine variable Einschränkung des Luftstroms ist vielmehr eines der Erkennungszeichen von Asthma und der Grund, weshalb es für die Wahl des richtigen Behandlungswegs so wichtig ist, eine Bestätigung der Diagnose durchzuführen.
Die Symptomatik des Patienten ist für Ärzte sehr aussagekräftig und kann auf die Diagnose Asthma schliessen lassen. Jedoch sollte man sich idealerweise auf ein objektives Instrument verlassen können, um die Schlussfolgerung des Arztes zu bestätigen.1 An dieser Stelle kommt die Spirometrie ins Spiel: Bei der Spirometrie wird die Lungenfunktion gemessen, sodass der Arzt den Grad der Atemwegsobstruktion beurteilen kann sowie die im Zusammenhang mit Asthma besonders wichtige bronchodilatatorische Reaktionsfähigkeit.1
Was kann die Spirometrie bei Asthma leisten? #
Spirometrie bei der Asthmadiagnose #
Kommt der Arzt zu dem Schluss, dass die Symptome des Patienten charakteristisch für Asthma sind, kann als nächster Schritt ein spirometrischer Test folgen.2 Dieser liefert eine Reihe von Messwerten, die Aufschluss über die Lungenfunktion geben. Im Zusammenhang mit Asthma sind in erster Linie zwei Kennwerte relevant:
- das forcierte exspiratorische Volumen innerhalb der ersten Sekunde (FEV1), auch «Einsekundenkapazität»
- das Verhältnis von FEV1 zu forcierter Vitalkapazität (FEV1/FVC)
Das Verhältnis von FEV1 zu FVC hilft dabei, festzustellen, ob in der Lunge ein obstruktives Muster auftritt. Ein niedriges Verhältnis deutet auf Schwierigkeiten beim schnellen Ausatmen hin, was charakteristisch für eine Atemwegsobstruktion ist. Anhand des FEV1 wird anschliessend beurteilt, wie variabel die Einschränkung des Luftstroms ist.2 Genau wie die Asthmasymptome in Ausmass und Intensität variieren können, kann auch der Grad der Luftstromeinschränkung bei einem Patienten variieren.
Eine Möglichkeit, diese Schwankung zu messen, besteht darin, den Patienten einen Bronchodilator einatmen zu lassen – also ein Arzneimittel, das die Weitung der Atemwege bewirkt – und den spirometrischen Test anschliessend zu wiederholen. Nimmt das FEV1 des Patienten signifikant (um mindestens 12 %) zu, bestätigt dies die variable Luftstromeinschränkung, was bereits ausreichend sein kann, um offiziell die Diagnose Asthma zu stellen.2 Es liegt in diesem Fall eine «Bronchodilatations-Reaktion» vor.
(Wichtiger Hinweis: Asthma ist eine heterogene Erkrankung, die je nach Patient eine unterschiedliche Behandlung erfordern kann, was bedeutet, dass die Diagnose bei manchen Menschen auf anderem Wege gestellt wird.)
Spirometrie zur Differentialdiagnose gegenüber anderen Lungenerkrankungen #
Zunächst einmal ist die Spirometrie wichtig, um eine Asthmadiagnose zu bestätigen und somit sicherzustellen, dass der Patient schnellstmöglich eine adäquate Therapie bekommt. Dabei ist die Bestätigung der Diagnose einfacher, wenn die Spirometrie direkt bei der Erstuntersuchung durchgeführt wird.
Des Weiteren sind spirometrische Tests wichtig, um das gleichzeitige Vorliegen anderer Lungenbeschwerden ausschliessen zu können. Andere häufige Lungenerkrankungen können Asthma in ihrer Symptomatik ähneln, so etwa die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). In manchen Fällen können Medikamente, die bei einer COPD angezeigt sind, bei Asthma sogar kontraindiziert sein bzw. ein Risiko für Betroffene darstellen.2 Ohne eine Bestätigung der Asthmadiagnose anhand von Spirometrie erhalten Patienten unter Umständen nicht die richtige Diagnose, wodurch sich im Gegenzug die Behandlung verzögern und die Prognose verschlechtern kann.3
Spirometrie zur Überwachung der langfristigen gesundheitlichen Entwicklung #
Die Diagnosestellung und Einleitung einer Therapie, die beim Patienten Wirkung zu zeigen scheint, bedeuten nicht, dass damit die Asthmabehandlung und Überwachung beendet werden. Bei manchen Patienten ist es schwieriger, die Asthmaerkrankung in den Griff zu bekommen. Vor allem bei diesen Menschen ist die Spirometrie besonders wichtig, um die Effektivität des Behandlungsplans beurteilen zu können.
In jedem Fall aber empfiehlt es sich für Patienten, sich mindestens alle ein bis zwei Jahre einer spirometrischen Untersuchung zur Überwachung ihrer Lungengesundheit zu unterziehen.4
Wann sollte eine Spirometrie durchgeführt werden? #
Die Spirometrie ist für Menschen mit Asthma ein Leben lang wichtig. Konkret erfolgen Spirometrietests im Rahmen der Behandlung von Asthma:
- Bei der Erstuntersuchung
- Innerhalb weniger Wochen nach Behandlungsbeginn, um zu beurteilen, ob die Behandlung gut anschlägt oder Anpassungsbedarf besteht
- In Phasen verstärkter Symptome: Bedingt durch Auslöser in der Umwelt, die erheblichen Einfluss auf ihre Gesundheit haben können, erleben Menschen mit Asthma meist einen Wechsel aus Zunahme und Abflauen der Symptome. Ärzte ziehen die Spirometrie heran, um die Lungengesundheit während Phasen mit fortschreitenden oder anhaltenden Asthmaschüben (Exazerbationen) zu beurteilen.
- Mindestens alle ein bis zwei Jahre zur Überwachung und Beurteilung der Veränderung der Lungenfunktion im Zeitverlauf.4
Wichtige Leitlinien zum Einsatz von Spirometrie bei der Asthmabehandlung #
Asthma ist eine häufige Erkrankung, die unterschiedlich in Erscheinung treten kann. Deswegen ist eine individuelle Versorgung so wichtig. Glücklicherweise sprechen viele angesehene Quellen klare Empfehlungen aus, an denen sich Ärzte beim Umgang mit Asthma und der Gestaltung von Behandlungsplänen für ihre Patienten orientieren können. Dazu gehören:
- Die alljährlich von der Global Initiative for Asthma (GINA), einer 1993 gegründeten Kooperation von National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) und Weltgesundheitsorganisation, herausgegebenen Berichte, die als Grundlage für die Diagnose und Behandlung von Asthma dienen2
- Die gemeinsam von der American Thoracic Society (ATS) und der European Respiratory Society (ERS) entwickelten Spirometriestandards: Richtige Technik, Akzeptanzkriterien und Reproduzierbarkeit5
- Die Kurzreferenz des NHLBI (National Heart, Lung, and Blood Institute) «Asthma Care Quick Reference for Diagnosing and Managing Asthma» zu Indikationen und Interpretation
- Erwägungen bei der Spirometrie in der Pädiatrie6
Fazit: Asthma-Spirometrie in die Praxis integrieren #
Die Spirometrie ist aufgrund der Möglichkeit zur objektiven Bestimmung der variablen Luftstromeinschränkung und des Behandlungserfolgs ein nahezu unerlässliches Hilfsmittel bei der Diagnose und Behandlung von Asthma. Weiterhin unterstützen Lungenfunktionsprüfungen die ärztliche Entscheidungsfindung und geben Patienten Aufschluss über ihre Lungengesundheit. Beides führt in der Folge zu einer Verbesserung der Langzeitüberwachung und des Patientenergebnisses. Es steht eine Vielzahl von Ressourcen zur Verfügung, die es leicht machen die Bedeutung der Spirometrie nachzuvollziehen und Leitlinien bieten, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Patienten von einer höheren Lebensqualität profitieren.
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Produktanfrage
Latifi M, Khatri S. Is spirometry necessary to diagnose and control asthma? Cleve Clin J Med. 2017;84(8):597-599. doi:10.3949/ccjm.84a.16078 ↩︎ ↩︎
Global Initiative for Asthma. Global Strategy for Asthma Management and Prevention (2024 Report). https://ginasthma.org/reports/ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎ ↩︎
Wi CI, Ryu E, King KS, et al. Association of delayed asthma diagnosis with asthma exacerbations in children. J Allergy Clin Immunol Glob. 2025;4(2):100409. doi:10.1016/j.jacig.2025.100409 ↩︎
Gallucci M, Carbonara P, Pacilli AMG, di Palmo E, Ricci G, Nava S. Use of Symptoms Scores, Spirometry, and Other Pulmonary Function Testing for Asthma Monitoring. Front Pediatr. 2019;7:54. doi:10.3389/fped.2019.00054 ↩︎ ↩︎
Graham BL, Steenbruggen I, Miller MR, et al. Standardization of Spirometry 2019 Update. An Official American Thoracic Society and European Respiratory Society Technical Statement. Am J Respir Crit Care Med. 2019;200(8):e70-e88. doi:10.1164/rccm.201908-1590ST ↩︎
Jat KR. Spirometry in children. Prim Care Respir J J Gen Pract Airw Group. 2013;22(2):221-229. doi:10.4104/pcrj.2013.00042 ↩︎
Geschrieben von
Tré LaRosa
Tré LaRosa ist Berater, Wissenschaftler und Autor im Raum Washington, DC, mit umfassender Erfahrung in der Forschung (Grundlagenforschung, translationale und klinische Forschung) und im Bereich der Patient Reported Outcomes (Therapieerfolge). Seine zahlreichen Veröffentlichungen befassen sich mit den Neurowissenschaften, der Pulmologie und den Atemwegserkrankungen, einschliesslich der Patientenperspektive. Er bildet sich ständig weiter, liest und schreibt viel, verbringt gerne Zeit in der Natur und erzählt allen von seinem kleinen Golden Retriever Duncan.