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21. Juni 2021· 5 Minuten Lesezeit

ATS/ERS Spirometrie 2019 – Ein Überblick

2019 haben das ATS und ERS (American Thoracic Society und European Respiratory Society) ihre internationalen Empfehlungen für die Spirometrie aktualisiert. Die Anpassung ist das Resultat einer jahrzehntelangen Arbeit, die zwei Hauptziele verfolgte. Auf der einen Seite sollten die Durchführung und Auswertung von Spirometrietests vereinheitlicht werden. Im gleichen Zuge sollten auch die wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte, die die Datenerhebung und -analyse mittlerweile vereinfacht und verbessert haben, in die Norm integriert werden. Die daraus resultierenden Anpassungen betreffen besonders die hochmodernen Geräte für die Lungenfunktionsprüfung, wie die EasyOne™-Produkte von ndd.

Die neue Publikation ist für die Spirometrie gewinnbringend, aber auch entsprechend umfangreich. Auf 16 Seiten beschreibt sie aktuelle Best Practices, zu berücksichtigende Faktoren und neu geltende technologische Massstäbe. Darunter stechen fünf Punkte hervor, die auch die Anwendung im Alltag betreffen und uns daher besonders wichtig erscheinen. Diese stellen wir Ihnen in der folgenden Übersicht vor.

1. Vollständige Fluss-Volumen-Schleife: Neu gilt EOFE als Test-Ende

Bisher konzentrierten sich die ATS/ERS-Empfehlungen ausschliesslich auf den expiratorischen Teil eines Test-Manövers. Dabei blieb ausser Acht, dass ein zusätzlicher Qualitätskontrollwert gewonnen werden kann, wenn man dem Test nach abgeschlossener Ausatmung eine weitere vollständige Einatmung hinzufügt. Vergleicht man nämlich den FIVC (forced inspiratory vital capacity) mit dem anfänglichen FVC (forced vital capacity), lässt sich feststellen, ob bei der Messung tatsächlich Maximalwerte erfasst wurden.

Somit gilt also das Ende des Atemflusses nicht mehr als Test-Ende EOT (end of test), sondern lediglich als Ende einer forcierten Exhalation EOFE (end offorced exhalation). Die standardisierten Fachbegriffe dafür sind nun entsprechend angepasst worden. Erzielt man einen akzeptablen EOFE-Wert, lässt sich feststellen, ob auch der FVC-Wert genau genug ermittelt wurde. Ein akzeptabler EOFE ist gemäss Norm dann erreicht, wenn das expiratorische Plateau während mindestens einer Sekunde innerhalb eines Bereichs von 25 ml konstant bleibt. Dabei muss entweder die Ausatmung über eine Zeitspanne von mindestens 15 Sekunden gehalten werden können oder der FVC-Wert stabil (wiederholbar) sein (je nach Vorrangigkeit). Die Norm verlangt hingegen das bisherige Minimum von sechs Sekunden für die forcierte Ausatmungszeit FET (forced expiration time) nicht mehr. Mit den neuen Richtlinien ist demnach genug Flexibilität gegeben, damit die meisten Patientinnen und Patienten, unabhängig von Alter, Koordination, Gesundheitszustand und anderen Faktoren, akzeptable Resultate erzielen können.

2. Akzeptabilität und Brauchbarkeit: Neue Bewertungskriterien für FEV1 und FVC

Lange galten in der Spirometrie die Kriterien „Wiederholbarkeit” und „Übereinstimmung mit Qualitätsrichtlinien” als massgeblich, um die Qualität von Messwerten zu beurteilen. Die Bewertung war dabei jeweils entweder „bestanden” oder „nicht bestanden”. Eine Entscheidung im klinischen Rahmen ist allerdings selten derart schwarz-weiss. Daher empfiehlt das ATS/ERS in einer technischen Stellungnahme von 2017 zur standardmässigen Lungenfunktionsprüfung, dass ein etwas feiner abgestuftes Bewertungssystem beigezogen werden soll. Dieses schätzt einen Test anhand einer Buchstaben-Skala ein, die aussagt, wie gut die Akzeptabilität und die Wiederholbarkeit der jeweiligen Testversuche waren. Ein A gibt es für drei oder mehr akzeptable Versuche mit FVC- und FEV1-Werten, die nicht weiter als 150 ml voneinander liegen (100 ml für Kinder unter sechs Jahren). Für eine kleinere Anzahl akzeptabler Versuche (oder eine breitere Streuung bei den Wiederholbarkeitswerten) werden die Buchstaben B bis E vergeben. Ein F bedeutet „nicht bestanden”. Bevor man einen Test allerdings mittels Note F für gänzlich unbrauchbar erklärt, gibt es nun eine neue Note U (für usable). Ein U bedeutet, dass der Test mindestens ein verwertbares Messergebnis enthält. Im Gegensatz zum Kriterium „akzeptabel” sind beim Kriterium „verwertbar” (usable) unzureichende EOFE-Bedingungen oder undichte Stellen am Mundstück zulässig. All diese neuen Bewertungskriterien sind in der Software EasyOne Connect von ndd bereits integriert. Als Anwenderin oder Anwender sehen Sie sofort, ob ein Test die geforderten Qualitätsvorgaben erfüllt.

3. Klar definierte Bericht-Parameter

Im ATS/ERS Standard 2005 wird häufig darauf hingewiesen, was in einem Testbericht enthalten sein „sollte“. Die neuen Richtlinien verlangen nun ausdrücklich den Einbezug bestimmter Messdaten. Dabei handelt es sich sowohl um gängige Werte (FVC, FEV1 usw.) als auch um neuere Grössen (wie FET oder FIVC). Ein Testbericht muss zudem Datum und Uhrzeit aufweisen, damit den regulären Tagesschwankungen der Lungenfunktion Rechnung getragen werden kann und damit eine angemessene Nachverfolgung sowie Trendentwicklung möglich ist. Ferner wird vorgeschrieben, dass alle Daten sowohl in aggregierter Form als auch für jede einzelne Messung verfügbar sein müssen. Des Weiteren müssen Kommentare, die der Mediziner oder die Medizinerin bei der Untersuchung einem Testergebnis allenfalls hinzugefügt hat, ebenfalls im Bericht erscheinen. Schliesslich muss die Möglichkeit bestehen, alle Informationen zu exportieren, und zwar als PDF-Datei sowie in Form aller gängigen Formate, die von elektronischen Krankenakten-Systemen unterstützt werden. Auch diese Vorgaben sind in der Software EasyOne Connect bereits implementiert.

4. Änderungen bei SVC (slow vital capacity) und Bronchodilatationstest

SVC-Werte können bei der Untersuchung eines Lungenemphysems hilfreich sein. Auch hier geben die 2019-Richtlinien mehr Orientierung für die Praxis. Sie sehen zum Beispiel beim Testen vier bis maximal acht Manöver vor. Zudem weisen sie darauf hin, dass die Werte für IC (Inspirationskapazität) möglicherweise unzuverlässig oder unverwertbar sind, falls zu Beginn der Messung kein stabiles Tidalatemvolumen hergestellt werden kann (d.h. drei aufeinander folgende Tidalatemvolumina, deren Werte innerhalb von 15% voneinander liegen).

Die Aktualisierung der Norm schafft ausserdem mit der Einführung des Begriffs „bronchodilator responsiveness testing” (Prüfung der Reaktionsfähigkeit auf Bronchodilatatoren) zusätzlich Klarheit. Die bisherige Bezeichnung „reversibility testing” (Reversibilitätsprüfung) war insofern irreführend gewesen, als sie als „vollständige Rückbildung einer Atemwegs-Obstruktion” hätte ausgelegt werden können.

5. Neue Anforderungen an die Geräte

Mit der aktualisierten Norm werden auch die Anforderungen an die Geräte höher. Der erforderliche Genauigkeitsbereich für Messungen beträgt beispielsweise statt 3% neu 2,5%. Dazu muss die Medizinerin oder der Mediziner bei der Untersuchung die Möglichkeit haben, einem Test eigene Kommentare beizufügen. Hinzu kommen weitere Funktionen zur Qualitätsoptimierung. Dazu gehört vor allem die Empfehlung, dass Lungenfunktionstestgeräte für jedes Testmanöver akustische und visuelle Signale abgeben sollen. Ein Spirometer muss beispielsweise mit einem hörbaren Hinweis das Ende eines forcierten oder exspiratorischen Manövers bestätigen. Ein doppelter Signalton soll angeben, wann nach einem langsamen Ausatmungsmanöver ein Plateau erreicht worden ist. Alle Geräte von ndd erfüllen oder übertreffen bereits die Empfehlungen des ATS/ERS. Sie sind zudem mittels HL7/XML-Datenaustausch mit einer Vielzahl von EMR-Systemen und Netzwerken interoperabel. Immer sind bei ndd-Geräten Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit garantieret. Die Geräte wurden mit dem Ziel entwickelt, sowohl qualitativ hochwertige Daten zu liefern als auch deren Auswertung in der Praxis zu erleichtern.

Die medizinische Forschung schreitet laufend voran und die 2019 aktualisierte Spirometrie-Norm des ATS/ERS reflektiert demnach auch die neusten technologischen Entwicklungen in der Lungenfunktionsprüfung und Testauswertung. ndd ist stolz auf ihre breite Auswahl an Geräten, mit denen es für jede Arztpraxis einfach und erschwinglich wird, aktuelle Best Practices einzuhalten. Mit den Geräten EasyOne und ihrer Software stellen Sie immer und ohne Mühe eine erstklassige Diagnose. Weitere Informationen zu unseren Produkten finden Sie hier:

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