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9. August 2021· 6 Minuten Lesezeit

Umgang mit Lungenkrankheiten bei sommerlicher Hitze

Wichtig ist zunächst einmal zu verstehen, in welcher Weise saisonale Veränderungen die Atmung beeinflussen können und welche Massnahmen diese Effekte verringern.

Auf der nördlichen Halbkugel herrscht Hochsommer. Für viele bedeutet dies in der Regel eine willkommene Abwechslung von den kalten Wintermonaten, in denen sämtliche Aktivitäten drinnen stattfinden. Insbesondere in diesem Jahr, in den hoffentlich letzten Tagen der COVID-19-Pandemie, ist mit dem Sommer auch die Aussicht auf Urlaub und Entspannung verbunden.

Chronische Lungenerkrankungen machen allerdings selten Urlaub. Genau die Dinge, die den Sommer für die Massen so wunderbar erscheinen lassen, können jenen, die an Asthma, COPD oder anderen Atemwegserkrankungen leiden, schwer zu schaffen machen. Wenn Sie oder jemand, der Ihnen am Herzen liegt, mit einer solchen Krankheit leben, ist es wichtig zu wissen, wie jahreszeitliche Veränderungen die Atmung beeinflussen und welche Massnahmen Sie ergreifen können. Auf diese Weise können auch Sie so schnell wie möglich wieder einen tollen Sommer verbringen!

Erkennen Sie die Auslöser

Warum ist der Sommer so kompliziert, was Allergieprobleme und das Auftreten von Symptomen betrifft? Häufig kommt es zu einer plötzlichen Zunahme der in der Luft schwebenden Teilchen. Eine gewisse Menge an Partikeln befindet sich das ganze Jahr über in der Luft, von Hausstaubmilben über Schimmel- und Pilzsporen bis hin zu Tierallergenen (Hautschüppchen). Sobald die Natur aber den kalten Winter hinter sich lässt, wird die Luft geradezu mit Pollen o.ä. überflutet. Hinzu kommt, dass die Menschen mehr Zeit draussen verbringen. Weitere Luftverunreinigungen durch Industrieabgase, den Verkehr oder sogar Waldbrände sind ebenfalls möglich. Eine Symptomverschlechterung wird individuell unterschiedlich ausgelöst, so dass der erste Schritt zur Besserung darin besteht, herauszufinden, wann und wo die ersten Anzeichen auftreten und ob sich diese Beobachtung wiederholen lässt. Im Folgenden gehen wir auf die häufigsten Auslöser von Symptomen bei Menschen mit Allergien, Asthma und anderen Lungenerkrankungen ein.

  • Pollen
    Pollen bilden einen wesentlichen Bestandteil des pflanzlichen Fortpflanzungszyklus und zählen sicherlich zu den bekanntesten Auslösern. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass im Frühling und im Sommer im zeitlichen Verlauf unterschiedliche Arten von Pollen vorherrschend sind. Laut dem American College of Allergy, Asthma, and Immunology (ACAAI) beginnt die Pollensaison im Frühling mit verschiedenen Baumarten. Vom späten Frühling bis in den Sommer hinein werden diese von Gräsern gefolgt, bevor in den meisten Teilen des Landes Ambrosiapollen den Abschluss bilden*. Je nach geografischer Lage und Wetterbedingungen sind natürlich starke Abweichungen möglich. Gräser beispielsweise können sich in wärmeren Landesteilen fast das gesamte Jahr über im Bestäubungszustand befinden. Milde Winter hingegen können Pflanzen dazu bringen, früher zu blühen, als es in gemässigteren Regionen üblich ist. Aus einer kürzlich in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences(PNAS) veröffentlichten Studie lassen sich ebenfalls eher schlechte Nachrichten für Pollenallergiker ablesen: Veränderungen des globalen Klimas scheinen eine längere Pollensaison mit einer höheren Gesamtbelastung an Pollen zu verursachen.*

    Glücklicherweise gibt das ACAAI auch einige Tipps, wie man Pollen, Schimmel und ähnlichen pflanzlichen Reizstoffen ausweichen kann. Beispielsweise ist die Pollenbelastung morgens höher, so dass eine geringere Exposition erfolgt, wenn Outdoor-Aktivitäten für spätere Tageszeiten eingeplant werden. Auch sollten wetterbasierte Faktoren einbezogen werden (die Pollenmenge ist an windigen Tagen und kurz nach Regenfällen höher), um Pollen von den empfindlichen Atemwegen fernzuhalten. Und natürlich gibt es zahlreiche Medikamente, um die Symptome zu lindern und möglicherweise sogar die Empfindlichkeit zu verringern.
  • Stürmisches Wetter
    Viele Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen sind überrascht, wenn sie herausfinden, dass sie nicht die einzigen sind, die wetterabhängige Veränderungen ihrer Symptome beobachten. Tatsächlich gibt es bereits mehrere Studien, die auf die Existenz des sogenannten «Gewitter-Asthmas» hindeuten, u. a. eine im Jahr 2020 im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Studie.* Den Forschern war einigermassen überraschend aufgefallen, dass in der Region in den 24 Stunden vor einem Gewitter die Zahl der Notaufnahmebesuche aufgrund von Atemnot drastisch anstieg. Es ist nicht ganz klar, wodurch dieses Phänomen ausgelöst wird. Manche schreiben es einer Veränderung der Partikelbelastung durch Luftverschmutzung oder aber (relativ) plötzlichen Temperaturänderungen in Verbindung mit aufziehenden Gewittern zu. Auch die Physik könnte eine Rolle spielen; Gewitter stehen in der Regel mit Gebieten mit einem relativ niedrigen atmosphärischen Druck in Zusammenhang und je geringer der Druckunterschied zwischen dem Brustkorb und der Umgebungsluft ist, desto schwieriger kann es sein, die Lunge mit Luft zu füllen.* Dabei handelt es sich möglicherweise um minimale Veränderungen, die aber für Menschen, die ohnehin kaum Reserven haben, ausreichen.

    Wie man sich vorstellen kann, ist das Vermeiden von Symptomen, die durch Wetterphänomene ausgelöst werden, schwierig, da es keine Möglichkeit gibt, diese zu kontrollieren. Wichtig ist also, die Wettervorhersage im Blick zu halten und vorbereitet zu sein.
  • Da ist etwas in der Luft
    Andere, weniger dramatische Witterungsphänomene können ebenfalls weitere Probleme verursachen. Natürlich können Wärme und Feuchtigkeit als solche zu Schwierigkeiten führen, aber es gibt auch einige weniger offensichtliche Faktoren. Vielen Menschen ist die Ozonschicht bekannt, die den Planeten in einigen Kilometern Höhe in der Atmosphäre vor ultravioletter Strahlung schützt. Wenn Ozon sich aber näher an der Erdoberfläche bildet, löst es eine Entzündung der Atemwege aus und somit eine Symptomverschlechterung durch die zunehmende Entzündung. An heissen, windstillen Tagen kann sich Ozon leicht nahe der Erdoberfläche bilden und in die Lungen gelangen.

    Leider lassen sich diese Auslöser nur durch Umgehung meiden. Wenn Gewitter bevorstehen oder vor hohen Ozonwerten gewarnt wird, sollte man sich so viel wie möglich in Innenräumen aufhalten.* Outdoor-Aktivitäten sollten erneut besser früh morgens oder spät abends ausgeübt werden, und Tätigkeiten, bei denen potentiell Ozon entstehen kann (u. a. Malen oder der Einsatz kleiner Motoren wie z. B. in Rasenmähern), sind gänzlich zu vermeiden. Genau wie bei bevorstehenden Gewittern sollten auch bei Hitze Aktivitäten nach drinnen verlagert werden, wo die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit durch Klimaanlagen und Ventilatoren kontrolliert werden können.

Seien Sie vorbereitet

Das Erkennen und Meiden von Auslösern ist nur der erste Schritt, um die Auswirkungen auf die Symptome und die Lebensqualität zu reduzieren. Ebenfalls wichtig ist die Ausarbeitung eines Plans, um Sportprogramme, eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung und tägliche Routinen auch bei Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit im Sommer aufrechterhalten zu können. Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen (sowie Menschen, die sich um sie kümmern) sollten sich mit den Ressourcen vor Ort vertraut machen, die sie vor potentiellen Auslöser-Tagen warnen können. Beispielsweise finden sich auf der Website www.pollen.com zahlreiche Karten und Vorhersagen für das Festland der Vereinigten Staaten sowie Links zu Apps und anderen Ressourcen, die bei der Beobachtung von Symptomen und der Identifizierung von Allergieauslösern helfen können. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde betreibt die Website www.AirNow.gov, die auf Bezirksebene über Luftqualitätsmessungen informiert, einschliesslich aktueller Wetterbedingungen und Vorhersagen. Diese Messwerte werden normalerweise auch von lokalen Radio- und Fernsehsendern gemeldet, die auch die wichtigste Quelle für Warnungen vor zu hohen Ozonwerten sind. Bleiben Sie in Kontakt mit dem gesamten klinischen Team, um Pläne für die bei kritischen Witterungsbedingungen zu ergreifenden Massnahmen zu erarbeiten. Natürlich können Sie auch eine kleine Tasche für einen Kurzurlaub packen, als letzte Option, falls die Bedingungen einfach unerträglich werden sollten.

Mit der Hitze umgehen

Wie so oft geht es auch beim Umgang mit heftigen Symptomen vor allem darum, sie früh zu bemerken, geeignet zu behandeln und anschliessend zu versuchen, die Auslöser zu umgehen. Die Behandlung einer Zustandsverschlechterung im Sommer funktioniert nicht viel anders, auch wenn die Auslöser schwieriger zu identifizieren sein können. Durch die Beobachtung der Symptome, das Informieren über Wetter- und Witterungsbedingungen und die offene Kommunikation mit den eigenen Ärzten ist es nicht nur möglich, mit der Hitze fertigzuwerden, sondern auch weiterhin cool zu bleiben!

Michael Hess
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