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17. April 2024· 4 Minuten Lesezeit

Wie die Spirometriebefunde und die Wahrscheinlichkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen

spirometry in cardiovascular disease
Spirometrie wird häufig mit der Diagnose und Überwachung von Lungenerkrankungen in Verbindung gebracht, spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des kardiovaskulären Risikos.  

Einführung

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD, Chronic Obstructive Pulmonary Disease) belegen bei den häufigsten Todesursachen in den Vereinigten Staaten die Plätze 1 und 3.* Diese beiden Erkrankungen haben jedoch noch mehr gemeinsam. Während häufig davon ausgegangen wird, dass sich eine HKE auf das Herz und eine COPD auf die Lunge beschränkt, besteht zwischen den beiden Erkrankungen ein grösserer Zusammenhang als landläufig angenommen.

COPD und HKE sind oft komorbide Störungen,* d. h. sie treten zusammen auf. Zu den häufig auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit COPD gehören die ischämische Herzkrankheit (IHK), Herzinsuffizienz sowie Herzrhythmusstörungen.* Diese HKE-Komorbidität ist unabhängig vom Schweregrad der Atemwegsverengung, so dass sie auch bei Patienten mit einer leichteren Form der COPD auftreten kann.* Es ist jedoch noch nicht eindeutig belegt, ob das Vorkommen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Patienten mit bestimmten Arten von COPD häufiger ist.* Umgekehrt lässt sich auch bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Verbindung zur Lunge feststellen.* So sind beispielsweise etwa ein Drittel der IHK-Patienten auch von COPD betroffen.*

Obwohl die Komorbidität dieser beiden Erkrankungen häufig ist, ist sie eine schwere Belastung und trägt zu hohen Behandlungskosten bei.* Das Risiko, ins Krankenhaus eingewiesen zu werden, und auch das Sterberisiko ist bei Personen mit COPD, die auch an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden, deutlich erhöht.*Ausserdem sind die Krankenhausaufenthalte bei diesen Patienten länger und die Wiedereinweisungen innerhalb von 30 Tagen häufiger.*

Der Zusammenhang zwischen Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Lassen Sie uns genauer betrachten, wie Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zusammenhängen.

Während viele Risikofaktoren für HKE und COPD identisch sind, wie z. B. Rauchen, zunehmendes Alter und zu wenig Bewegung, gibt es augenscheinlich auch pathophysiologische Zusammenhänge zwischen den beiden Erkrankungen. Dazu gehören Überblähung der Lunge, Hypoxämie, pulmonale Hypertonie, systemische Entzündungen und oxidativer Stress, Exazerbationen, gemeinsame genetische Faktoren und Risikofaktoren sowie der COPD-Phänotyp.*

Eine Hypothese zur Erklärung der Verbindung zwischen COPD und HKE beschreibt, dass durch COPD-bedingte chronische Entzündungen die Bildung von atherosklerotischer Plaque unterstützt wird und in bestimmten Situationen zu einem Herz-Kreislauf-Vorfall führen kann.* Im Rahmen einer ECLIPSE-Studie wurde gezeigt, dass diese Art der systemischen Entzündung jedoch nicht bei allen COPD-Patienten auftritt.* Mechanismen, die mit einer Arterienversteifung zusammenhängen, insbesondere bei älteren Menschen und Patienten mit fortgeschrittener emphysematöser Erkrankung, sind möglicherweise für eine engere Korrelation zwischen COPD und HKE verantwortlich.*

Ein weiterer auf mechanischen Grundlagen basierender Zusammenhang ist ein beschleunigter Alterungsprozess, der unter anderem zu Telomerverkürzungen und Zellseneszenz führt – zwei Symptomen von COPD-Patienten.* Die Telomerverkürzung verstärkt die Arterienversteifung noch, und die Zellseneszenz kann zu Endothelstörungen und Atherogenese beitragen.*

Während die Forschung noch immer daran arbeitet, diese komplexen mechanistischen Abläufe zu erklären, lässt sich mit Sicherheit sagen, dass COPD mehr als eine reine Lungenkrankheit ist.*

Trotz dieser Zusammenhänge zwischen COPD und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist aufgrund verschiedener Faktoren wie dem Fehlen detaillierter klinischer Richtlinien eine Unterdiagnostik und unzureichende Behandlung dieser komorbiden Krankheiten zu beobachten.* Um diese Lücke zu schliessen, werden von einigen Seiten Diagnostikverfahren und -tests, wie z. B. die Spirometrie, im Rahmen von Routineuntersuchungen von HKE- und COPD-Patienten empfohlen.*

Spirometrie und Herz-Kreislauf-Diagnostik

Die Spirometrie wird in der Regel mit der Diagnose und Überwachung von Lungenerkrankungen in Verbindung gebracht; sie spielt aber auch eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Zu den gemeinsamen Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und COPD gehören Rauchen und Bewegungsmangel, was bedeutet, dass Risikopatienten für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenso von der Spirometrie profitieren können, da bei ihnen auch ein COPD-Risiko besteht.Darüber hinaus ist die Spirometrie nicht nur hilfreich, sondern auch leicht durchzuführen und kostengünstig.

Trotz des gleichzeitigen Auftretens beider Erkrankungen wird die Spirometrie jedoch selten bei Patienten mit Herzerkrankungen eingesetzt. Tatsächlich haben Kardiologen bei Untersuchungen von Patienten mit Atemnot Spirometrietests in weniger als 30 % der Fälle eingesetzt. 

Ausserdem wurde in einer Studie mit 205 Patienten, die auf koronare Herzkrankheiten getestet wurden, anhand von Spirometrietests ermittelt, dass 28 Prozent von ihnen eine beeinträchtigte Lungenfunktion haben.Diese Ergebnisse legen nahe, dass bei Patienten, die einem Herz-Screening unterzogen werden, Atemwegserkrankungen und eine beeinträchtigte Lungenfunktion unterdiagnostiziert sind.*

Wie die Spirometriebefunde und ein erhöhtes HKE-Risiko zusammenhängen

Im Rahmen der kanadischen Kohortenstudie zu obstruktiven Lungenerkrankungen (Canadian Cohort Obstructive Lung Disease, CanCOLD) fanden Dr. Jean Bourbeau, MD, MSc, FRCPC, FCAHS, Professor und leitender Wissenschaftler an der McGill University, und seine Mitarbeiter heraus, dass von 1561 Personen, die über einen Zeitraum von 6,3 Jahren beobachtet wurden, diejenigen mit auffälligen Spirometrie-Ergebnissen und COPD eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen.*Bei ihnen bestand auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Vorfälle.*

Dr. Bourbeau betrachtet COPD als kardiopulmonale Erkrankung und empfiehlt eine kombinierte Versorgung, um die Behandlungserfolge für Patienten mit COPD und HKE zu verbessern.* Um die Wichtigkeit der Früherkennung und einer richtigen Behandlung von COPD weiter zu betonen, bemerkt er: „Aktuelle Berichte der Globalen Initiative für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (GOLD) empfehlen, alle COPD-Patienten auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen.“*

Die Spirometrie wird auch von der ARIC-Studie (Atherosclerosis Risk in Communities) unterstützt. Hierbei handelt es sich um eine grossflächig angelegte epidemiologische Studie, bei der – unabhängig von Ethnie oder Geschlecht – eine rasche Verschlechterung der Einsekundenkapazität (FEV1) in Verbindung mit einem vierfachen Risiko für Herzinsuffizienz im Folgejahr beobachtet wurde.*

Fazit: Warum die Früherkennung so wichtig ist

Es wird oft angenommen, dass die Spirometrie nur für die Lunge relevant ist. In Wirklichkeit jedoch kann die Spirometrie auch eine entscheidende Rolle bei der Risikobewertung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen. Eine frühe Diagnose und ein frühzeitiges Eingreifen können die Therapieplanung erleichtern, die Behandlung unterstützen und evtl. auch das Fortschreiten der Erkrankung verhindern.

Daher sollte bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen erwogen werden, die Spirometrie sowohl in die ersten Schritte des Diagnostikprozesses als auch in die Nachsorgeuntersuchungen einzubeziehen.

Kelly Sicard
Kelly Sicard
MA
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